Oktober 27, 2022

Symptom und Ursache

Was ist der Unterschied zwischen Symptom und Ursache?
Welche Ursachen liegen einem Symptom zugrunde?

Wir leben in einer Gesellschaft, in der er es scheinbar normal geworden ist, beim Auftreten eines Symptoms dieses schnell zu beheben, statt uns mit der Ursache wirklich auseinander zu setzen und die Ursache zu beheben.

Wir nehmen Medikamente um Kopfschmerzen los zu werden, Fieber zu senken, Depressionen in den Griff zu bekommen, Antriebslosigkeit zu überwinden, durchschlafen zu können und für viele weitere Symptome.

Dieses Muster taucht in allen Lebensbereichen und bei gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Themen und Konflikten immer wieder auf, nicht nur im Bezug auf Krankheitsbilder des Individuums.
Der Einfachheit halber werde ich mich in diesem Artikel jedoch nur auf diesen letzten Bereich beschränken, da er sinnbildlich für ein häufig wiederkehrendes Muster steht.

Was wir im Kleinen tun, tun wir auch im Großen.

Disclaimer: Bei ernsthaften Symptomen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden.


Was ist ein Symptom:

Symptom bezeichnet in Medizin und Psychologie ein Anzeichen, Zeichen oder (typisches) Merkmal für eine Erkrankung (Krankheitsmerkmal) oder eine Verletzung.

Wikipedia

Symptom:
a) Anzeichen einer Krankheit; für eine bestimmte Krankheit charakteristische Erscheinung
b) Anzeichen einer [negativen] Entwicklung; Kennzeichen

Duden

Was ist eine Ursache:

Ursache steht für einen kausalen Zusammenhang, siehe Kausalität
Kausalität (von lateinisch causa, „Ursache“, und causalis, „ursächlich, kausal“) ist die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Sie betrifft die Abfolge von Ereignissen und Zuständen, die aufeinander bezogen sind. Demnach ist A die Ursache für die Wirkung B, wenn B von A erzeugt wird.

Wikipedia Ursache, Wikipedia Kausalität

Ursache: etwas (Sachverhalt, Vorgang, Geschehen), was eine Erscheinung, eine Handlung oder einen Zustand bewirkt, veranlasst; eigentlicher Anlass, Grund

Duden

Vom Symptom zur Ursache

Ein Symptom ist also etwas, wie sich etwas äußert.
Wie sich eine Erkrankung oder ein anderes vorhergegangenes Ereignis äußert.
Das Symptom ist allerdings lediglich das Resultat einer vorangegangenen Ursache.
Eine vorangegangene Ursache kann ihrerseits wiederum ein Symptom für eine noch tiefer liegende Ursache sein.

Lindern von Symptomen, ohne die Ursache zu ergründen

Kaschieren wir also das offensichtliche Symptom das wir als Problem wahrnehmen (Medikamente, „Pflaster“, Workarounds in der Software, Anwälte, …) beheben wir nicht das ursprüngliche Problem, die Ursache.
Solange das zu Grunde liegende Problem jedoch nicht gelöst ist, wird das mitunter lästige Symptom mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder auftauchen.
Kaschieren wir das Symptom effizient, kann es sein, dass die Ursache im Verborgenen weiter wütet und schlimmeres anrichtet und dann in einem schlimmeren Phänomen oder mit Nebenerscheinungen durch die Kaschierungsmaßnahmen hervorbricht.

Beispiele:

  1. Habe ich immer wieder Sodbrennen und nehme etwas dagegen, kann es sein, dass ich irgendwann Magengeschwüre bekomme, denn das für das permanente Sodbrennen zugrunde liegende Problem wurde nicht aufgelöst.
  2. Habe ich immer wieder Kopfschmerzen und nehme regelmäßig bestimmte Tabletten und die Kopfschmerzen (die nur das Symptom sind) aufzulösen, bekomme ich unter Umständen durch die Tabletten irgendwann Magenblutungen oder ein Nierenleiden oder was auch immer die diversen Nebenwirkungen der Medikamente (Kaschierungsmittel) sind.
  3. Streite ich mich regelmäßig mit meinem Partner und Lerne tolle Strategien zur Wut-Unterdrückung, so schlucke ich die Wut nur runter und werde zu einem Dampfkochtopf. Irgendwann explodiere ich.
  4. Als Programmierer habe ich oft erlebt, wie für Fehler in einer Software „Workarounds“ gebaut wurden. In einem Fall, dass der Fehler im Hintergrund noch existierte und Mist mit den in der Datenbank gespeicherten Daten betrieb. Und je länger der Fehler im Hintergrund arbeitete, desto gravierender wurde das Problem. Das Chaos hinterher aufzuräumen war keine Freude. Daten konnten teilweise nicht mehr zugeordnet werden. Weil der Programmierer des Workarounds Zeit sparen wollte und sich nicht einen halben Tag hinsetzen wollte um dem Problem tiefer auf den Grund zu gehen, entstanden deutlich größere Probleme und ein nicht unerheblicher Schaden. 10 Personen durften drei Monate neben ihrer regulären Arbeit aufräumen, da der Fehler 3 Jahre lang unbemerkt im System weiter gewütet hatte.

Die Ursache zu finden kann das Symptom auflösen

Symptome zu lindern kann das Leiden mindern und ist in meinen Augen durchaus in Ordnung.
Es darf uns aber nicht davon abhalten uns die Frage zu stellen, wie es überhaupt dazu kommen konnte.
Denn es bildet nicht die Lösung der zugrunde liegenden Ursache.

So ähnlich wie in der Software ist es auch in vielen anderen Bereichen des Lebens.
Wenn für ein Problem die Ursache nicht gelöst wird sondern nur das offensichtliche Symptom kaschiert wird, wird die Ursache im Hintergrund immer weiter wüten und immer weiter neue Probleme (Symptome) produzieren. Und wenn ein Weg abgeschnitten ist, um sich als Symptom zu äußern, wird die Ursache ähnlich wie Wasser mit der Zeit ein neues Flussbett bilden um erneut zum Vorschein zu treten.

Lass mich hier von zwei Erfahrungen erzählen, die ich am eigenen Körper erlebt habe:

Symptom und Ursache: Permanente Müdigkeit

Als ich 18 war, litt ich unter permanenter Müdigkeit.
Ich schlief Nachts 8-9 Stunden. Trank morgens Kaffee und ging zur Schule.
Im Gepäck, eine Thermoskanne mit einem halben Liter Kaffee.
Zur Mitte der zweiten Schulstunde war die Kanne leer.
Kurze Zeit später schlief ich im Unterricht ein.
Nicht einmal, sondern regelmäßig.
In der großen Pause hatte der Hausmeister mir neuen Kaffe gekocht.
Damit überstand ich die Dritte und die Hälfte der vierten Stunde, bevor ich erneut einschlief.
Meine Lehrer waren davon natürlich besonders begeistert. 😉
Ich war in der Zeit bei diversen Ärzten gewesen doch keiner konnte sagen, was es war.
Als ich mich ein Jahr später dann in der 11ten Klasse dazu entschied, meine Schullaufbahn vorzeitig zu beenden und von zu Hause auszuziehen, um mich auf meine zwei Jahre zuvor gegründete Firma voll zu konzentrieren, änderte sich alles schlagartig.
Auf einmal wachte ich nach 6-7 Stunden ohne Wecker von selbst auf.
War voller Energie. Ich platzte regelrecht vor Energie.
Ich konnte den ganzen Tag über bis spät in die Nacht arbeiten an dem was ich liebte.
Später erkannte ich: Schule hatte mich müde gemacht. Schule hatte mich gelangweilt.

Fazit der Geschichte

Wenn du dich im ersten Teil dieser Geschichte wiedererkannt hast, frage dich:

  • Langweilt mich das, wobei ich immer einschlafe?
  • Oder gibt es etwas in meinem Leben, dass mir im Moment alle Energie und Lebensfreude raubt, sodass ich bei dem Thema wo ich immer einschlafe auch keine Freude mehr habe?

Du musst nicht direkt die Schullaufbahn beenden oder deinen Job kündigen.
Was war es, warum dir die Tätigkeit früher Freude bereitet hat?
Kannst du das wieder erreichen?


Symptom und Ursache: Häufige starke Kopfschmerzen

Es gab eine Zeit in meinen Mit-Zwanzigern, da hatte ich regelmäßig mit extrem starken Kopfschmerzen zu kämpfen. Teilweise wirkten nicht einmal mehr Kopfschmerztabletten.
Regelmäßig heißt: Mindestens 2-3 Mal pro Woche und dann ab auftreten bis zum zu Bett gehen.
Auch hier besuchte ich wieder Ärzte.
Und auch hier konnte mir keiner sagen, wo es herkam.
Es wurden eine Menge Theorien aufgestellt und ich durfte eine Reihe von Medikamenten ausprobieren.
Jedes mal hieß es „Das wird ihnen helfen“.
Am Ende hat keines davon wirklich geholfen.
Die Kopfschmerzen kamen immer wieder.
Eines Tages fiel mir ein Muster auf.
Ich trank zu der Zeit sehr viel Cola.
3 Liter Cola am Tag (nur Cola, kein Wasser) waren da locker an der Tagesordnung.
Mir fiel auf, dass ich an Tagen, wo ich bis zu einer bestimmten Uhrzeit nicht bereits eine bestimmte Menge Cola getrunken hatte, Kopfschmerzen bekam.
Je weniger Cola ich bis zu dieser Uhrzeit getrunken hatte, desto schlimmer waren die Kopfschmerzen.
Und sobald die Kopfschmerzen eingesetzt hatten, konnte ich auch so viel Kopfschmerztabletten nehmen oder noch so viel Cola trinken wie ich wollte – sie gingen nicht mehr weg. Bis ich mich schlafen legte und mindestens 3 Stunden schlief.
Dieses Muster machte mich stutzig.
Da ich die Schul-Erfahrung mit der permanenten Müdigkeit gemach hatte, entschied ich mich eines Tages dazu, Cola komplett abzusetzen.
Es war ein kalter Entzug.
Migräne (nichts half, extrem Licht-, Geräusch und vibrationsempfindlich), Fieber, Schüttelfrost etc.
Der Entzug dauerte 3 Tage.
Seither trinke ich fast ausschließlich Wasser.
Und die Kopfschmerzen? Waren seit Tag 4 weg.
Seit dem Tag habe ich bis heute gerade mal nur noch 1-2 Mal im Jahr Kopfschmerzen, wenn überhaupt.

Fazit der Geschichte

Kopfschmerzen können viele Auslöser haben.
Nicht nur Dinge die wir Trinken oder Essen.
In meinem Fall war es Cola.
Ich habe irgendwann nochmal erlebt, dass ich meinen Kaffeekonsum (als Programmierer der ich war) deutlich zu hoch hatte. Da bemerkte ich das Phänomen wieder und drosselte auch meinen Kaffeekonsum und schwupps, waren auch die Symptome wieder weg.

Es muss nicht zwingend sein, was wir trinken.
Es kann auch andere Themen geben, die dafür sorgen.
Alltagsthemen. Handeln wir zuwider unserer Intuition? Sind wir uns unserer Rollen in unserem Leben nicht bewusst? Was bereitet uns sprichwörtlich Kopfzerbrechen?

Versuche das Muster zu finden oder die passenden Fragen zu stellen.
Gibt es einen bestimmten Moment, wann das Symptom immer wieder auftaucht?


Symptome als Indikator

Körperliche und emotionale Symptome sind ein Indikator.

Häufiges Sodbrennen?
Was stößt mir sauer auf?
Bin ich gerade länger anhaltend sauer?
Was versetzt mich in Stress?

Nase voll oder Nebenhöhlen zu?
Wovon habe ich wortwörtlich die Nase voll?

Durchfall oder Verdauungsprobleme?
Gibt es gerade ein Ereignis in meinem Leben, das ich nur schwer verdauen kann?

Tinitus?
Gibt es etwas, das ich nicht mehr hören will?
Handle ich gerade gegen meine Intuition?

Finales Fazit

Es gibt viele Symptome, denen wir auf den Grund gehen können.
Ich habe oft genug erlebt, dass wenn ich auf die Signale / Indikatoren meines Körpers höre, die dahinter liegende Ursache ergründe und auflöse, dass die Symptome sich danach schlagartig von alleine auflösen.

Verwechseln wir niemals das Symptom mit der Ursache.

Obige Liste ist nur exemplarisch und nicht mal im Ansatz vollständig.
In meinen nächsten Artikeln werde ich detaillierter auf verschiedene Symptome eingehen und mögliche Fragen zum Ergründen der Ursache niederschreiben. Dabei freue ich mich über Feedback und Anregungen, wenn die Artikel in deinen Augen unvollständig sein sollten.

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