Über Geben und „Gib und dir wird gegeben“ liest man heutzutage recht viel.
Meist im Kontext, dass man geben soll, um zu erhalten.
Oft wird dabei auch die Bibel zitiert.
In der Bibel steht dort:
Gebt, und euch wird gegeben werden
Lukas 6:38
Auch andere Quellen haben ähnliche Ausführungen:
Willst du, dass dir alles gegeben wird, dann gib alles hin.
Laotse
Ich habe das Gefühl, dass solche Aussagen in unserer Gesellschaft oft missinterpretiert wurden.
Besonders in der Erfolgs-Coaching-Szene.
In einer Gesellschaft vom Stamme Nimm wird es oft interpretiert als „Wenn ich gebe, dann bekomme ich“. Es knüpft eine Erwartungshaltung an das Geben.
Ist es nicht so, dass zu Geben nur dann wirklich glücklich machen kann, wenn man reinen Herzens ohne tiefere Absichten gibt? Wenn man bedingungslos gibt? Wenn man nichts zurück erwartet.
Sobald man gibt unter Bedingung oder in der Erwartung etwas zurück zu bekommen, vergiftet die aus dem Mangel geborene Intention zu Geben sowohl die Gabe, als auch dich, den Gebenden, selber. Und nicht zuletzt auch den Empfänger.
Aus Geben in der Erwartung oder Hoffnung irgendwann etwas zurück zu erhalten wird Leid geboren, wie aus Erwartungen im Allgemeinen Leid geboren wird. Sei es das Gefühl von Enttäuschung und Trauer beim Gebenden, bis hin zu Vorwürfen, wenn seine Erwartungen nicht erfüllt werden.
Oft fallen dann Sätze wie „Ich habe so viel für dich getan.“.
Oder sei es das Gefühl von Schuld beim Empfangenden, da dieser unterschwellig merkt, dass das geben nicht bedingungslos ist.
Es kann sein, dass wir anfänglich bedingungslos geben. Doch ist es wichtig, sich jedes Mal beim Geben Achtsam gewahr zu geben, ob man gerade aus der richtigen Motivation heraus gibt. Oder ob an das Geben Erwartungen und Hoffnungen geknüpft werden.
Wie soll das, was wir nicht frei von Bedingungen und Erwartungen geben, uns und denjenigen dem wir es geben, glücklich machen können?
In meinem Gespräch mit meinem Freund Alex Monas (Transformative Coach) der mich immer wieder zutiefst inspiriert kamen wir auf folgende Frage:
Ist es nicht so, dass wer ohne Bedingungen und Erwartungen gibt, er und der Empfangende bereits im Augenblick des Gebens bereits ein tiefes Gefühl des Glückes, der Dankbarkeit und der Verbundenheit erhalten? (Solange wir nicht geben um dieses Gefühl explizit zu erhalten – dann ist es wieder nicht bedingungslos – dann sind wir nicht bei dem, dem wir geben, sondern nur egoistisch motiviert).
Ob und was eventuell zusätzlich zurückkommt, wenn wir geben – wer weiß.
Spielt es eine Rolle? Falls ja: Ist es dann noch bedingungslos?
Wir können darauf vertrauen, das kommt was kommt, und was nicht das nicht.
Und das gut ist, egal was kommt, wenn etwas kommt.