Oktober 20, 2022

Wir ernten, was wir säen

Ein Bauer pflanzte einst einen jungen Baum.
Er wünschte sich eines Tages wunderschöne, köstliche und herrlich süß saftige Äpfel ernten zu können.
In froher Erwartung ging er eines Sommers zu seinem geliebten Baum.
Doch als er sah, welche ersten Früchte der Baum trug, wurde er sehr erbost.
Der Baum trug keine Äpfel, sondern Birnen.
Er beschimpfte den Baum, wurde wütend.
Wie konnte der Baum ihm das antun? Er hatte doch Äpfel tragen sollen.
In seiner Wut griff er die Axt und streckte den Baum nieder.


Sind wir nicht alle manchmal wie dieser Bauer.
Sei es durch Unachtsamkeit und mangelnde Gegenwärtigkeit im Moment der Wahl der Saat.
Das wir nicht darauf achten, welchen Baum wir gerade pflanzen, welche Saat wir sähen.
Schlimmer jedoch ist es, wenn wir sehenden Auges den jungen Birnbaum kaufen und uns dann beschweren, dass er keine Äpfel trägt.

Sähe, und du wirst ernten. Doch du wirst nur ernten können, was du gesät hast.
Also wähle weise, was du säst. Und greife nicht achtlos / unachtsam zu irgendwelchen Saaten.
Denn der Ernte kannst du nicht zum Vorwurf machen, wenn sie nicht die Früchte trägt die du nicht ausgebracht hast.


So wie es beim säen ist, so ist es auch im Zwischenmenschlichen und auch in den Gesprächen mit uns selbst.

Selbstsabotage

Sei es, dass wir uns selbst als „Faul“ oder „Dumm“ bezeichnen.

Unser Geist ist hocheffizient und arbeitet hervorragend selektiv.
Vielleicht hast du schon einmal von der Selektiven Wahrnehmung gehört.
Unser Geist sucht Bestätigung für das, was wir denken.
Der Moment wenn du dir ein neues Auto kaufst, und auf einmal siehst du überall genau dein Auto rumfahren. 😉

Erzählst du dir also Bullshit-Geschiten wie „Ich kann das nicht“, „Ich bin dumm“ oder „Ich bin faul“… dein Geist wird dir genau das Bestätigen. Und mit jeder Bestätigung läufst du früher Gefahr aufzugeben und den eigenen Mist zu glauben.

Egal ob Du glaubst, dass Du etwas kannst oder es nicht kannst, Du hast Recht.

Henry Ford

Du bist nicht deine Gedanken! (Buddhismus)
Deine Identifikation mit deinen Gedanken ist der Ursprung vom Leiden. Es führt dich von deinem wahren Selbst weg. Durch die Identifikation mit deinen Gedanken glaubst du etwas zu sein, was du in Wahrheit gar nicht bist und machst dich abhängig von diesem Denken.

Die Krux: Denkst du „Ich bin faul“ folgt schnell der Gedanke „Jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an“.
Wenn das dann drei Tage so gegangen ist heißt es auf einmal „Jupp, ich hatte recht. Ich hätte schon vor drei Tagen was machen können. Ich bin faul“.

(Selbst-)Sabotage im Umgang mit Anderen

Wie sehr wir uns mit der Saat die wir säen selber ins Aus manövrieren können und darunter leiden können, mag folgende Geschichte vielleicht verdeutlichen:

Bettina, eine Frau mittleren Alters, hat sehr schlechte Erfahrungen in ihrem Leben gemacht.
Sie hat in der Vergangenheit mit vielen Partnern eine ganze Menge Mist erlebt.
Bettina lernt nun Martin kennen.
Am Anfang ist sie total begeistert von Martin.
Er ist anders als alle vorher. Sie kann nicht von ihm lassen.
Doch während sie sich in Martin verliebt, kommt ihre Angst wieder hoch.
„Das ist zu gut um wahr zu sein. Alle Männer haben mich bisher verarscht, waren mir gegenüber unaufrichtig und haben mich belogen. Auch Martin wird mir irgendwann sein wahres Gesicht zeigen“.
Bettinas selektive Wahrnehmung und ihr Unterbewusstsein begeben sich ohne ihr Wissen auf die Suche.
Ihr Geist ist so geschult darin auch nur die kleinsten Unstimmigkeiten die potentiell auf eine Lüge hindeuten zu finden, dass selbst Sherlock Holmes hier vor Neid erblassen würde.
Nachvollziehbar, bei dem Schmerz, den Bettina doch in der Vergangenheit erlebt hat, dass ihr Verstand einen Weg sucht, sie zu schützen vor dem Schmerz.
Nach einigen Wochen kommt es zu einer Situation die ihr hochaufmerksamer Verstand als mögliches Indiz, als mögliches Warnzeichen interpretiert.
Bettina sieht es als erste Bestätigung, dass sie Recht hat.
Doch das war erst der Anfang.
Ihr Angst packt sie. Ihre schmerzhaften Erinnerungen kommen hoch.
Sie konfrontiert Martin.
Ihr Tonfall ist harscher als ihr bewusst ist.
Der weiß nicht so recht, wie ihm geschieht.
Sie wirft ihm Unaufrichtigkeit vor.
Martin versteht nicht, empfindet es als ungerechte Unterstellung.
Was passiert war, war dass er nicht kommen konnte, ihr abgesagt hatte, da er einen Termin dazwischen bekommen hatte und dann Abends ein Foto aus einer Bar in seinem WhatsApp Status gepostet hatte. Eine Bar wo er mit Leuten von seinem Termin nach dem Meeting noch hingegangen war, was Bettina jedoch nicht wusste.
Es verletzt Martin, da Vertrauen sein zweithöchster und Offenheit und Ehrlichkeit für ihn sein vierthöchster Wert sind.
Bettina entschuldigt sich – dieses erste Mal. Doch der Zweifel ist in ihr gesät.
Im Laufe der Wochen kommt es immer wieder zu kleineren Zwischenfällen ähnlicher Art.
Statt erst zu Fragen poltert Bettina immer wieder heraus.
Der Zweifel wächst in ihr immer mehr und mehr.
Martin wird immer häufiger und immer aggressiver angegangen.
Martin entliebt sich langsam, da die Beziehung ihm schon eine Weile nicht mehr gut tut.
Immer wieder muss er sich rechtfertigen. Er merkt, dass Bettina ihm nicht Vertrauen kann. Dass er sich aber zugleich nichts zu schulden hatte kommen lassen und sich immer wieder für Unterstellungen jeglicher Art rechtfertigen muss. Er merkt, dass es Bettinas Thema ist. Er empfindet Mitgefühl für sie, merkt aber auch, dass er Bettina nicht helfen kann.
Denn bei allem was er sagt fürchtet Bettina dass er sie belügt oder versucht sie zu manipulieren.
Da er sich nun anfängt zu distanzieren sieht Bettina dies als weitere Bestätigung, dass Martin sie nur ausgenutzt hat und empfindet es als Bestätigung, dass auch Martin ein Arschloch gewesen sei wie alle anderen Männer.

Bei Freunden habe ich das Phänomen ebenfalls erlebt.
Die Partnerin hatte so dermaßen schlechte Erfahrungen gemacht damit, dass Männer sie betrügen und verlassen, dass sie einen guten Freund von mir jedes Mal in die Rechtfertigungsecke gedrängt hat, wenn er Nachts um 03:00 Uhr online war (dumm nur, dass er für sein Business oft bis Nachts um diese Uhrzeit arbeiten muss) oder eine Nachricht von einer anderen weiblichen Person erhalten hat. Auch er hat dann irgendwann angefangen, Abstand zu nehmen. Das hat die Furcht verlassen zu werden befeuert. Sie klammerte dann um so mehr und wurde zugleich um so aggressiver wann immer er mitten in der Nacht online war ohne ihr zu schreiben und sie unterstellte ihm sogar, dass er fremdgeht, obwohl dies nicht der Fall war.

Das Phänomen kommt bei Männern umgekehrt gleichermaßen vor.

Diese Sabotage haben wir auch oft genug in anderen Lebensbereichen.

Im Job zum Beispiel „XYZ will mich übervorteilen“ oder sonstiges.
Dabei legt erst dieser Gedanke oftmals den Grundstein dafür, dass WIR uns dem anderen gegenüber so verhalten, dass er irgendwann ein Verhalten an den Tag legen wird, in dem wir dann die Bestätigung für unsere Befürchtung zu sehen glauben.
Ich selber bin erst vor Kurzem beinah auf dieses Muster reingefallen.
Ich bin sehr dankbar, dass ich einen guten Coach an meiner Seite hatte, mit dem ich mitten in der heißen Phase einer Verhandlung regelmäßig telefoniert habe und der mir hier gehörig den Horizont gerade gerückt hat. Nur dadurch lief die gesamte Verhandlung am Ende so positiv, wie er es prophezeit hat und nicht so beschissen wie ich es unterstellt hätte.

The Cure – Die Heilung?

Jeder Gedanke ist eine Saat die wir ausbringen. Je öfter wir ihn denken, desto mehr säen wir davon.
Achtsamkeits-Meditation und Selbstreflexion sind ein gutes Mittel um nicht blind los zu säen sondern uns selbst dabei zu beobachten, was wir da gerade fabrizieren wollen.

Auch hilfreich sind Coaches oder ein gutes Umfeld mit denen wir reflektieren können bevor wir von Emotionen geblendet blind handeln.

Hören wir auf ihn zu säen und fragen uns lieber stattdessen:

  1. Ist das wirklich wahr?
  2. Was wäre ein konstruktiverer Gedanke?

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