August 23, 2023

Norbus Suche nach Fröhlichkeit

Kindergeschichte über den Weg von Traurigkeit zur Fröhlichkeit:

Norbu, ein kleiner sechsjähriger Junge mit ernstem Gesicht, saß auf einer sonnenbeschienenen Bank. Er fühlte sich oft traurig und verstand nicht, warum er nicht immer so fröhlich sein konnte wie seine Freunde. Eines Tages bemerkte er einen bunten Vogel namens Kiki, den er schon des Öfteren gesehen hatte. Der Vogel schien immer fröhlich zu sein.

„Warum bist du immer so fröhlich?“ fragte Norbu den Vogel.

„Komm mit mir, ich zeige dir und deinen Freunden, wie man die Freude im Leben findet“, antwortete Kiki.

Am nächsten Morgen, bei Sonnenaufgang, führte Kiki Norbu und seine Freunde Dawa und Sonam zu einem Hügel. Die Kinder bemerkten kaum, was um sie herum passierte, so gespannt waren sie.

Plötzlich fragte Kiki: „Hört ihr das Tschirpen der Vögel? Spürt ihr die kühle Morgenluft und das Gras unter euren Füßen?“

„Was meinst du?“ fragte Sonam verwirrt.

„Woran denkt ihr gerade?“, fragte Kiki.

Kiki lächelte: „Eure Gedanken sind auf die Zukunft gerichtet, und ihr verpasst den jetzigen Moment. Seid im Hier und Jetzt.“

Die Kinder schlossen die Augen, atmeten tief ein und begannen, ihre Umgebung wahrzunehmen. „Ich fühle es, ich verstehe es jetzt!“ rief Dawa. „Die Luft ist so kühl, und zugleich ist es warm, wo die Sonne auf meine Haut scheint. Ich rieche Gras, höre Vögel und die kleinen Tiere, die im Gebüsch rascheln. Ich spüre den Morgentau auf meinen Füßen…“. Die Kinder öffneten ihre Augen, und der Sonnenaufgang erfüllte den Himmel mit Farben.

„Stellt euch vor, ihr wärt alleine. Wie würde es sich dann anfühlen?“ fragte Kiki.

„Es wäre nicht dasselbe. Ich bin froh, dass meine Freunde hier sind“, antwortete Norbu. Ein Gefühl von Verbundenheit überkam ihn.

Sie spielten Fangen im Feld, lachten und riefen einander zu. Die Freude an der Bewegung und das gemeinsame Erlebnis verband sie. Kiki fragte: „Was genießt ihr am meisten daran?“ Die Kinder diskutierten, was sie fühlten: „Wir genießen das Lachen“, antworteten sie, und auf Kikis weitere Frage erkannten sie, dass die Freude mit Freunden viel intensiver war.

Das anschließende Picknick war ein Fest der Sinne. Sie sprachen über das Essen, wie der Apfelkuchen roch, schmeckte, sich beim Essen im Mund anfühlte und wie die butterweichen Äpfel auf der Zunge sanft und saftig zerfielen, ihren Geschmack voll entfaltend. „Das Essen schmeckt heute irgendwie besser“, sagte Norbu, und die anderen stimmten zu.

Am Zauberbrunnen reflektierten sie über den Tag. Norbu war nun voller Gedanken, Erkenntnisse und Emotionen. Er sorgte sich, dass er zurück im Dorf wieder der Traurigkeit verfiel. „Kiki, was mache ich, wenn ich wieder traurig bin?“ fragte Norbu.

„Könnte Traurigkeit vielleicht ein Wegweiser sein für etwas, was dir wichtig ist?“ fragte Kiki.

Norbu dachte nach und sagte: „Du hast recht. Wenn ich traurig bin, zeigt es mir, was mir wichtig ist. Aber deswegen bin ich ja traurig, wenn ich es nicht habe.“

„Ja, Norbu“, erwiderte Kiki liebevoll, „Traurigkeit zeigt dir zuerst, was dir wirklich wichtig ist. Und wenn du weißt, was dir wichtig ist, kannst du dir überlegen, wie du mehr davon in dein Leben bringen kannst. Wenn du etwas vermisst, kannst du dir sogar schon ausmalen, wie schön es sein wird, wenn du es wieder hast. Stell dir vor, wie du den Moment ganz besonders gestalten kannst, und freu dich darauf! Und weil du durch die Traurigkeit gemerkt hast, wie wichtig es dir ist, wirst du es noch viel mehr schätzen und jeden Moment ganz bewusst erleben, wenn du es endlich wieder hast.“

Norbu verstand die Kraft der Gegenwart und der Dankbarkeit für das, was er hatte, einschließlich seiner Freunde und die Bedeutung der Gefühle, auch der traurigen.

Als die Sonne unterging, kehrten sie zurück ins Dorf. Norbu hatte die Kunst des Lebens gelernt, seine Freude gefunden und war bereit, sein Glück zu teilen. Jedes Mal, wenn er traurig war, erinnerte er sich an Kikis Worte und nutzte seine Traurigkeit als Wegweiser zu dem, was ihm am Herzen lag. Damit wuchs seine Freude und Dankbarkeit für das Leben noch mehr.

Kiki, der bunte Vogel, sah Norbu und seine Freunde noch oft und freute sich über ihre Freude und ihren Mut, ihre Gefühle zu erforschen und ihre Leben bewusst und dankbar zu leben. Sie verstanden, dass Freude und Glück nicht nur darin bestehen, immer fröhlich zu sein, sondern dass sie selbst die Freude in ihrem Leben schaffen können, indem sie auf sich selbst und ihre Gefühle hören, den Moment bewusst erleben, mit anderen teilen und dankbar sind für das, was sie haben.

Der bunte Vogel Kiki und die Kinder aus dem Dorf verbrachten noch viele schöne Tage miteinander, teilten ihre Freude und ihr Glück und lebten ihr Leben mit einem tiefen Verständnis für das, was wirklich wichtig ist. Der Glücksweg wurde zum festen Bestandteil ihres Lebens, und sie inspirierten viele andere, sich ihnen anzuschließen. Damit veränderten sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Welt.


Copyright & Urheberrecht Text & Bild, Dominik Habichtsberg, 23.08.2023

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