August 25, 2023

Antreiber – Was treibt uns an?

Welche Antreiber sind es, die dafür sorgen dass wir uns manchmal getrieben fühlen.
Was treibt uns eigentlich an?
Warum tun wir, was wir tun?

Vor allem wenn wir merken, dass wir in eine falsche Richtung laufen uns das was wir tun irgendwie nicht gut zu tun scheint, kann es Sinn machen einmal inne zu halten und sich anzuschauen, was uns überhaupt antreibt.

Die Maslowsche Bedürfnispyramide

Abraham Maslow hatte einen Ansatz, den ich für gut halte, da er eine solide Grundidee liefert, auch wenn ich ihm nicht vollumfänglich zustimme.

831px Einfache Beduerfnishierarchie nach Maslow.svg

Die Maslowsche Bedürfnispyramide ist ein Modell, das menschliche Bedürfnisse in einer hierarchischen Struktur darstellt. Die Pyramide ist in fünf Ebenen unterteilt, wobei die grundlegenden Bedürfnisse an der Basis liegen und die komplexeren, höheren Bedürfnisse nach oben hin folgen.

  1. Physiologische Bedürfnisse:
    Dies sind die grundlegenden körperlichen Anforderungen für das menschliche Überleben, wie Nahrung, Wasser, Schlaf und Atmung. Ohne diese Bedürfnisse kann der Mensch nicht existieren.
  2. Sicherheitsbedürfnisse:
    Sobald die physiologischen Bedürfnisse erfüllt sind, streben Menschen nach Sicherheit und Schutz. Dies umfasst körperliche Sicherheit, Gesundheit, Stabilität in Arbeit und Lebensumständen.
  3. Soziale Bedürfnisse:
    Auf der dritten Ebene liegen die Bedürfnisse nach sozialer Zugehörigkeit und Liebe. Dies umfasst Freundschaften, familiäre Bindungen und romantische Beziehungen.
  4. Individualbedürfnisse:
    Diese Ebene beinhaltet das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung durch andere. Dazu gehören Selbstwertgefühl, Status und Leistung.
  5. Selbstverwirklichung:
    An der Spitze der Pyramide steht das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Hier geht es darum, das eigene Potential zu erkennen und zu verwirklichen, kreativ zu sein, Probleme zu lösen und die individuelle Bestimmung zu erfüllen.

In der 1970 erweiterten Fassung der Pyramide rutsch die Selbstverwirklichung weiter nach oben und die „Kognitiven Bedürfnisse“ und „Ästhetischen Bedürfnisse“ werden eingeschoben. Als letzter Punkt der Pyramide steht die „Transzendenz“. Mehr Informationen zu der Maslowschen Bedürfnispyramide auf Wikipedia.

Die Idee hinter der Pyramide ist, dass die unteren Bedürfnisse befriedigt sein müssen, bevor die höheren Bedürfnisse in den Vordergrund treten können. Zum Beispiel wird jemand, der hungert, sich wahrscheinlich mehr um Nahrung kümmern als um Selbstverwirklichung. Die Maslowsche Bedürfnispyramide bietet einen nützlichen Rahmen, um zu verstehen, wie menschliche Motivation funktioniert und wie verschiedene Bedürfnisse sich auf das Verhalten auswirken können.

Nach meiner Auffassung können einzelne Ebenen jedoch auch eine geringere Gewichtung haben.
So gibt es genügend Beispiele von Menschen, etwa aus buddhistischen Kreisen, deren Sicherheits- oder Zugehörigkeitsbedürfnisse gering sind oder bei denen das Bedürfnis nach Anerkennung sogar komplett entfällt.

Am Ende steht die Frage im Raum, welcher Mangel als solcher empfunden wird und den Menschen dazu veranlasst, zur Vermeidung des Schmerzes „Mangel“ aktiv zu werden und den Mangel zu beseitigen.

Was treibt uns an? Hin-Zu-Motivatoren und Weg-Von-Antreibern

Oftmals wird hier von Hin-Zu-Strategie oder Hin-zu-Motivation oder von der Weg-Von-Strategie, Vermeidungsstrategie, Weg-Von-Motivation, Weg-Von-Antreibern oder Weg-Von-Reaktion gesprochen.

Ich persönlich finde die Unterscheidung in die beiden Kategorien recht sinnvoll.

Antreiber „Weg-von-Motivation“

Mit einer Weg-von-Reaktion möchten wir einen Zustand vermeiden, der uns unangenehm oder schmerzhaft erscheint, wie etwa Konflikte. Schmerzvermeidung ist ein kraftvoller Antreiber, der dazu führt, dass Menschen schnell auf Gefahren oder Unbehagen reagieren. Sie entspringt einem Urinstinkt der uns vor Schaden schützen soll und funktioniert ähnlich wie wenn wir zurückzucken wenn wir uns an der Herdplatte verbrennen.

Die Kraft die aus einer Weg-Von-Motivation entspringen kann, ist unbeschreiblich immens und schnell. Gravierende nachhaltige Veränderungen können schlagartig in kürzester Zeit erreicht werden.

Bei der Weg-Von-Reaktion befindet sich der Körper allerdings in einer Stress- / Flucht-Reaktion. Cortisol wird ausgeschüttet. Dies führt zwar temporär zu höherer Energie und Aufmerksamkeit, kommt aber mit einem dicken Preisschild daher. Dazu mehr in einem ausführlicheren Artikel über die Weg-Von-Reaktion.

Was löst die Weg-Von-Reaktion aus?

In der Coaching-Szene wird gerne mit dem sogenannten „Schmerzpunkt“ gearbeitet. Dabei wird gezielt der Schmerz einer Situation vor Augen geführt oder durch Fortzeichnung in einer Situation in die Zukunft verstärkt. Dabei werden Urängste getriggert, die schlimmstenfalls einer Traumatisierung sehr nahe kommen können. Ich halte davon recht wenig, da es im Prinzip nur das vergrößern eines Symptoms ist, dass dann so schmerzhaft wird, dass man etwas ändern will. Dabei wird die eigentliche Ursache für das Symptom oftmals übersehen. Siehe auch Symptom und Ursache. Schlimmstenfalls kann dies durchaus auch fatale Auswirkungen auf die physische und mentale Gesundheit der Klienten haben.

Urängste die zur Weg-Von-Reaktion führen

Viele unserer Verhaltensweisen lassen sich auf unsere Grundängste zurückführen.

  1. Angst, nicht gut genug zu sein
    Diese Angst ist zentral und kann sich in verschiedenen Lebensbereichen zeigen, wie Selbstwert, Leistung und zwischenmenschliche Beziehungen. (Teil der Angst nicht gut genug zu sein ist auch die Angst in der Konsequenz nicht genug zu haben)
  2. Angst vor Ablehnung
    Die Befürchtung, abgelehnt oder nicht akzeptiert zu werden, ist eine starke treibende Kraft in menschlichen Beziehungen. (Teil der Angst vor Ablehnung ist die Angst etwas zu verpassen)
  3. Angst vor Schmerz oder negativen Konsequenzen
    Diese grundlegende Angst hat sowohl physische als auch psychische Dimensionen und kann das Verhalten in vielen Situationen prägen. (Teil der Angst vor Schmerz ist die Angst vor dem Unbekannten oder die Angst etwas zu verpassen)
  4. Angst vor Verlust
    Ob es sich um den Verlust von Menschen, materiellen Gütern oder Sicherheit handelt, die Angst vor Verlust ist eine der Ur-Ängste. (Teil der Angst vor Verlust ist auch die Angst nicht genug zu haben)
  5. Angst vor dem Tod
    Auch wenn sie nicht immer im Vordergrund steht, ist die Angst vor dem Tod eine allgegenwärtige Sorge, die das menschliche Verhalten beeinflussen kann.

Antreiber die als „Lösungsstrategie zur Vermeidung der Urängste“ agieren

Vorweg: Es handelt sich hier um ein Paradoxon – das klassische Henne Ei Problem.

Während die Antreiber die „Lösungsstrategie“ zur Vermeidung der Urängste darstellen soll, lösen Verstöße gegen die Antreiber die Urängste sogar aus und verstärken sie.

Dies liegt daran, dass die Antreiber anerzogen werden von Eltern, Schule, Umfeld und im Gepäck mit diversen Glaubenssätzen kommen und jeder Verstoß gegen einen Glaubenssatz die Angst mit sich bringt,

In der Transaktionsanalyse, einer von Eric Berne entwickelten psychoanalytischen Theorie, wird das Konzept der 5 Antreiber vorgestellt. Dieses Modell identifiziert fünf Hauptmotive oder „Antreiber“, die das Verhalten einer Person in verschiedenen Situationen beeinflussen können. Diese Antreiber sind: „Sei perfekt“, „Sei gefällig“, „Beeil dich“, „Sei stark“ und „Streng dich an“.

Das Problem mit diesen Antreibern ist, dass die Antreiber in der Regel durch äußere Einflüsse wie Erziehung etc. entstehen und eine Sammlung an Glaubenssätzen umfassen, die erst dazu führen, dass unsere Urängste aktiv werden.

Die von Eric Berne identifizierten Haupt-Antreiber sind:

  1. „Sei perfekt“
  2. „Sei gefällig“
  3. „Beeil dich“
  4. „Sei stark“
  5. „Streng dich an“

Es gibt einen sehr guten Antreiber-Test, bei dem man herausfinden kann, wie ausgeprägt die einzelnen Antreiber bei einem sind. Ich selber habe vor drei Jahren diesen Test gemacht und 4 von 5 werten waren im Gesundheitsgefährdenden Bereich und der fünfte war kurz davor.

Heute, zum Zeitpunkt wo ich diesen Artikel schreibe sind 3 der Antreiber ausgeglichen und in einem gesunden Maßstab und zwei noch im roten aber nicht mehr im kritischen Bereich.

Fazit zur Weg-Von-Motivation:

Die Weg-Von Motivation ist eine unheimlich intensive Kraft mit der Unmengen an Ressourcen mobilisiert werden können, doch zugleich treibt sie uns vor sich her, als wie wenn wir blindlings vor einem Löwen davon rennen. Unser Körper befindet sich die ganze Zeit in einer Kampf oder Flucht Reaktion und wird mit Stress (Cortisol) nur so überflutet, was mittelfristig und langfristig teils gravierende negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben kann.

Dieses Thema ist so umfangreich, insbesondere aufgrund der Auswirkungen dass ich dazu bei Zeiten noch einen gesonderten Artikel veröffentlichen werden.

Die Alternative: Antreiber Hin-zu-Motivation

Im Gegensatz zu der Weg-von-Motivation steht die Hin-zu-Motivation, bei der es darum geht, etwas zu tun, was uns anzieht. Es geht um die Anziehung von angenehmen Dingen und Erfahrungen, nicht um das Entkommen oder Vermeiden.

Vielleicht hast du selber schon mal erlebt wie es ist, wenn es dich regelrecht wohin zieht. Vielleicht zu einer anderen Person, an einen Ort oder zu einer bestimmten Aktivität die dir so leicht von der Hand ging, dass sie sich nicht einmal wie Arbeit anfühlte.

Es ist als ob man im Meer mit den Wellen schwimmt statt gegen die Strömung anzukämpfen.

Die Hin-Zu-Motivation ist gekennzeichnet vom Feuer der Leidenschaft und von Begeisterung.
Auf einmal werden selbst schwierige Dinge einfach.
Eine Freude und Leidenschaft die die Menschen um dich herum spüren werden, die sie in den Bann ziehen und wo dir auf einmal Unterstützung und Dinge aus Ecken zufließen, womit du nicht gerechnet hättest.

Ich selber habe dies erlebt und war anfänglich dermaßen perplex als mir diverse Leute von denen ich es gar nicht gedacht hätte auf einmal Unterstützung in einer Art und Weise anboten, die ich zuvor nicht für möglich gehalten hätte.

Dazu zu gegebener Zeit mehr in einem ausführlicheren Artikel über die Hin-Zu-Motivation.

Weg-Von-Motivation und Hin-Zu-Motivation kombinieren

Wenn wir unsere wahre Leidenschaft entdecken und wir dadurch die Richtung kennen in die wir wollen, dann kann uns die Weg-Von-Motivation helfen, das Alte schneller hinter sich zu lassen. Haben wir keine klare Richtung, kein klares Hinzu, rennen wir blind in irgendeine Richtung, was uns auch nicht wirklich weiterbringt.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert