August 7, 2023

„Das geht nicht, weil…“ und die magische Frage

Stuck-State? Festgefahren? Keine Lösung in Sicht? Weißt du weder vor, noch zurück?

Wir Menschen neigen manchmal dazu, uns selbst im Weg zu stehen und zu glauben, bestimmte Dinge würden nicht gehen, weil… „Das geht nicht, weil …“ ist ein Satz, der dann gerne mal schnell in unseren Köpfen oder laut fällt. Aber was, wenn es doch einen Weg gäbe? In diesem Artikel nehmen wir dieses Phänomen einmal genauer unter die Lupe.

Eine einfache Frage kann dich aus der Sackgasse führen!

Die Geschichte vom Töpfer, der nicht weiter kam

Es war einmal ein begabter Töpfer in einem kleinen Dorf. Er war bekannt für seine wunderschönen Keramikwaren, hatte aber immer Schwierigkeiten, genügend Stücke für die Nachfrage des Dorfes herzustellen. Der Töpfer glaubte, dass er nicht in der Lage war, seine Produktion zu steigern, weil seine alte, handbetriebene Töpferscheibe zu langsam war. Aufgrund des geringen Einkommens, das er mit seinen momentanen Verkäufen erzielte, fühlte er sich auch nicht in der Lage, genug Geld zu sparen, um sich eine neue und schnellere Scheibe zu leisten. Wie sollte er da nur rauskommen?

Eines Tages besuchte ein alter weiser Mann das Dorf. Der Töpfer suchte seinen Rat auf und erklärte, dass er mit der Geschwindigkeit seiner Töpferscheibe und der finanziellen Situation frustriert sei.

Der weise Mann lächelte und fragte: „Was muss geschehen, damit du deine Produktion steigern und genug Geld für eine neue Scheibe verdienen kannst?“ Der Töpfer antwortete, dass er eine schnellere Töpferscheibe benötige.

Der alte Mann führte den Töpfer zu einem nahegelegenen Bach und zeigte ihm, wie das Wasser unaufhaltsam über die Steine fließt, sie glättet und formt. Er sagte: „Siehst du, wie das Wasser die Steine formt, nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch ständige, geduldige Arbeit? Genauso wie das Wasser die Steine formt, könntest du auch deine Töpferwaren formen. Nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch Beständigkeit und Ausdauer.“

Diese Worte des weisen Mannes brachten den Töpfer zum Nachdenken. Er erkannte, dass er nicht unbedingt eine schnellere Töpferscheibe brauchte, sondern dass er seine Zeit und Energie besser planen und nutzen konnte. Er erkannte, dass er sich so sehr darauf versteift hatte, dass es nur mit einer neuen Töpferscheibe zu schaffen sei, dass er frustriert gewesen war und nicht mehr effizient und fokussiert gearbeitet hatte. Er erkannte, dass er eine weitere Person einstellen könnte, damit die Töpferscheibe länger genutzt würde, wenn sie sie abwechselnd nutzen würden. Diese Erkenntnisse halfen ihm, seine Produktion zu steigern, ohne seine Qualität zu beeinträchtigen. Durch die erhöhte Produktion konnte er schließlich genug Geld verdienen, um sich eine neue, zusätzliche Töpferscheibe zu leisten.

Die Geschichte lehrt uns, dass wir oft die Grenzen unserer Fähigkeiten durch unsere eigenen Glaubenssätze definieren und dass die Frage „Was muss geschehen, damit es möglich wird?“ uns helfen kann, diese Grenzen zu erweitern und neue Möglichkeiten zu entdecken.


Glaubenssätze und ihre Macht

Die Gedanken und Überzeugungen, die wir in unseren Köpfen tragen, haben eine enorme Macht über unser Verhalten und unsere Entscheidungen. „Ich kann das nicht, weil…“ ist ein Beispiel für einen solchen Glaubenssatz, der uns oft daran hindert, neue Herausforderungen anzunehmen oder unsere Ziele zu erreichen. Diese Glaubenssätze sind oft tief verwurzelt und können unser Denken und Handeln unbewusst beeinflussen.

Die Magische Frage

Die Frage „Was muss gegeben sein, damit es möglich wird / so passiert, wie ich es möchte“ kann ein mächtiges Werkzeug sein, um diese einschränkenden Glaubenssätze aufzubrechen. Sie fordert uns dazu auf, uns auf die Möglichkeiten und Lösungen zu konzentrieren, statt auf die Probleme oder Hindernisse. Dies kann dazu führen, dass wir kreative Lösungen finden und neue Wege gehen, die wir zuvor vielleicht nicht in Betracht gezogen haben.

Wichtig zu verstehen ist, dass unser Verstand selektiv arbeitet. Das heißt, wir bekommen mehr von dem, wodrauf wir uns konzentrieren. Sind wir auf Probleme fokussiert, werden wir nur mehr Probleme finden. Sind wir davon überzeugt, dass etwas nicht geht, wird unser Verstand uns alle notwendigen Beweise herausfiltern, die diese Annahme bestätigen und dummerweise alles aussortieren, was uns das Gegenteil beweisen würde. Erst die richtige Frage kann helfen, die selektive Wahrnehmung auf die Möglichkeiten auszurichten.

Manchmal kann es Sinn machen, sich die Frage schriftlich zu notieren und mindestens 5-10 Wege zu suchen, egal wie abwegig sie im ersten Moment auch erscheinen mögen. Je mehr, desto besser. Ich habe auch schon von Varianten gehört, wo man sich die Zeit nimmt über mehrere Tage bis zu 50 Möglichkeiten zu notieren, egal wie abwegig sie sind. Einfach mit einem kleinen Buch wo man von 1 – 50 durchnummeriert hat und dann wann immer einem etwas einfällt es hinter eine noch leere Zahl schreibt. Auch wenn schnell nur abwegige Ideen zu kommen scheinen – nach den abwegigen Ideen kommen nach einer Weile oft die richtig guten Ideen, wenn unser unser Unterbewusstsein nur genug Zeit hatte für uns im Verborgenen zu arbeiten.

Vorteile dieser Herangehensweise

Diese Herangehensweise fördert ein lösungsorientiertes Denken und kann dazu beitragen, ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken. Indem wir uns auf das konzentrieren, was möglich ist, können wir unsere Ressourcen effektiver nutzen und unsere Ziele mit größerer Wahrscheinlichkeit erreichen.

Zudem lenken wir unsere selektive Wahrnehmung.
Sehen wir vorher nur die Hindernisse und warum alles nicht geht, fordern wir unseren Verstand mit dieser Frage auf, seine selektive Wahrnehmung zu erweitern und neue Möglichkeiten überhaupt erst zu sehen.

Potenzielle Fallstricke der Frage „Was müsste gegeben sein, damit …“

Allerdings besteht auch die Gefahr, dass diese Frage zu unrealistischen Erwartungen oder zu einem übermäßigen Druck führen kann, wenn sie nicht mit Bedacht gestellt wird. Es ist wichtig, dabei realistisch zu bleiben und zu akzeptieren, dass nicht alles sofort in vollem Umfang möglich ist und dass es manchmal in Ordnung ist, ein Ziel zu überdenken oder anzupassen.

Dies gilt insbesondere, wenn der notwendige zu tuende Schritt zu groß gewählt ist.
Über einen 2 Meter Graben springt man auch leichter, als über einen 50 Meter breiten.
Und einen Mount Everest als Ziel zu haben / besteigen zu „müssen“, wenn man aktuell noch nach 50 Treppenstufen aus der Puste ist, kann ebenfalls eher demotivieren.

So kann es sinnvoll sein, die Frage auf die gefundene Antwort solange zu wiederholen, bis man in eine realistisch und in überschaubarer Zeit machbare Dimension kommt.

Alternativ kann man auch die Frage stellen: „Was wäre der eine unmittelbare nächste Schritt den ich machen kann, um diesem Ziel näher zu kommen?“

Wann und wie die Frage „Was müsste gegeben sein, um …“ zu verwenden ist

Diese Frage ist besonders hilfreich, wenn wir vor einer Herausforderung stehen oder das Gefühl haben, festzustecken. Sie kann uns dazu anregen, aus unserer Komfortzone herauszutreten und neue Möglichkeiten zu entdecken. Es ist jedoch auch wichtig, sich Zeit für die Reflexion zu nehmen und sich über die möglichen Konsequenzen unserer Entscheidungen im Klaren zu sein.

Meine eigene Erfahrung mit diesem Thema

Eine Zeit lang in meinem Leben war ich technisch Hauptverantwortlicher Leiter für Großveranstaltungen die teilweise eine halbe Millionen EUR kosten und die Live im Fernsehen übertragen wurden.

Eines Tages kam es, dass ich eine Termin-Kollision hatte. Ein Seminar, zu dem ich unbedingt hin wollte, fand zur gleichen Zeit statt. Das nächste wäre erst in einem Jahr gewesen, doch das Thema war sehr akut und konnte kein Jahr warten.

Ich sprach damals mit meinem Coach und jammerte ihm die Ohren voll.
Da kam das erste Mal die Frage „Was müsste gegeben sein, damit das geht?“
„Mein Mitarbeiter müsste die Aufgabe übernehmen, aber das geht nicht, weil er noch nie die Leitung und Verantwortung für die Gesamttechnik für eine Veranstaltung hat – nicht mal für die kleinen, die nicht Live im Fernsehen sind“.
Zugegeben hatte ich eine höllische Angst vor der Blamage und dass es meinen Ruf ruiniert – was wenn da was schief geht? … und so jammerte ich meinem Coach weiter die Ohren voll.
Irgendwann hatte er genug und sagte nur „Dominik, du raubst deinem Mitarbeiter die Chance auf persönliches Wachstum. Du weißt nicht einmal, ob er es sich selbst zutrauen würde. Was müsste gegeben sein, damit das geht? Frag ihn doch mal? Frag ihn, ob er es sich zutrauen würde, und was gegeben sein müsste, damit er sich safe fühlt und es machen würde“.

Und so tat ich es.
Ich sprach am nächsten Tag mit meinem Mitarbeiter.
Und er war bereit die Verantwortung zu übernehmen, traute es sich zu.
Er hatte erlebt, wie ich bei meiner ersten Großveranstaltung durch die Hölle gegangen war weil bis kurz vor Veranstaltungsbeginn alles schief zu gehen schien. Und er wusste dass auf jeder Veranstaltung immer wieder neue Herausforderungen auftreten mit denen keiner gerechnet hat, und traute es sich dennoch zu. Er sagte mir, was er bräuchte, damit er sich safe fühlte und am Ende lief es dann auch genau so. Den Aufbau begleitete ich und dann fuhr ich zu dem Seminar.
Und die Veranstaltung? Die hat mein damaliger Mitarbeiter inklusive der erwarteten unbekannten Herausforderungen die es bei Veranstaltungen dieser Größenordnung immer gibt, hervorragend gemeistert.
Zugegeben, ich hab am ersten Tag der Veranstaltung Blut und Wasser geschwitzt, weil ich 600km entfernt war und nicht hätte eingreifen können. Danach entspannte ich mich aber merklich.

Seither, fiel es mir auch insgesamt bedeutend leichter, ihm und auch meinen anderen Mitarbeitern mehr und größere Verantwortung zu überlassen, sofern sie es sich selbst zutrauten oder die Dinge geklärt waren, die gegeben sein müssten.

Fazit

Die Fähigkeit, unsere Glaubenssätze zu hinterfragen und uns auf die Möglichkeiten zu konzentrieren, ist ein mächtiges Werkzeug, um positive Veränderungen in unserem Leben herbeizuführen. Indem wir die magische Frage „Was muss gegeben sein, damit es möglich wird / so passiert, wie ich es möchte“ in unser Denken integrieren, können wir ein größeres Gefühl der Selbstwirksamkeit entwickeln und unsere Ziele mit größerer Wahrscheinlichkeit erreichen. Es ist jedoch wichtig, dabei realistisch zu bleiben und die Grenzen dieser Herangehensweise zu erkennen.

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