Juli 31, 2023

„Die drei Siebe“ für Kommunikation und Konsum

In der weiten Welt der alten philosophischen Anekdoten nimmt die Geschichte der „Drei Siebe“ einen besonderen Platz ein. Diese Weisheitsgeschichte, die oft Sokrates zugeschrieben wird, ist eine meisterhafte Anleitung zur Selbstreflexion und eine mächtige Erinnerung an die Bedeutung von Diskretion und Urteilsvermögen. Sie findet sich daher auch in anderen Quellen wie beispielsweise im Buddhismus wieder.

Die Geschichte beginnt mit einem Mann, der eilig zu Sokrates kommt und sagt: „Hör zu, Sokrates, ich muss dir erzählen, was dein Freund getan hat…“ Sokrates unterbricht den Mann und stellt ihm eine Frage: „Hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“

Verwirrt fragt der Mann: „Drei Siebe? Welche drei Siebe?“ Daraufhin erklärt Sokrates: „Nun, lass uns es gemeinsam betrachten. Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Bist du sicher, dass das, was du mir erzählen willst, wahr ist?“ Der Mann gesteht, dass er nicht sicher ist, ob es wahr ist oder nicht.

Sokrates fährt fort: „Nun, dann haben wir noch zwei weitere Siebe. Das zweite Sieb ist das der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, etwas Gutes?“ Der Mann antwortet, dass es nicht gut ist, sondern im Gegenteil.

Sokrates nickt und sagt: „Es gibt noch ein letztes Sieb, das Sieb der Notwendigkeit. Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“ Der Mann gibt zu, dass es nicht notwendig ist. Daraufhin lächelt Sokrates und sagt: „Wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr ist, noch gut, noch notwendig, dann lass es lieber und belaste weder dich noch mich damit.“

Die Weisheitsgeschichte der „Drei Siebe“ enthält eine starke Botschaft über die Bedeutung der Wahrheit, der Güte und der Notwendigkeit in unserer Kommunikation. Sie lädt uns ein, innezuhalten und zu reflektieren, bevor wir sprechen, und unsere Worte durch diese drei Siebe zu filtern.

Die Botschaft ist zeitlos und universell: Sie erinnert uns daran, dass nicht alles, was wir hören oder sagen, gleichzeitig wahr, gut und notwendig ist. Indem wir lernen, unsere Worte und Gedanken durch die „Drei Siebe“ zu filtern, können wir dazu beitragen, Konflikte zu vermeiden, unsere Beziehungen zu verbessern und einen bewussteren und rücksichtsvolleren Umgang miteinander zu fördern.

In unserer schnelllebigen, informationsüberladenen Welt bietet die Geschichte der „Drei Siebe“ eine nützliche Strategie zur Bewältigung von Gerüchten, Missverständnissen, unnötigem Drama oder umverifizierten Vorannahmen. Sie lehrt uns, unsere Worte sorgfältig zu wählen und die Qualität unserer Kommunikation zu erhöhen. Am Ende führt die Geschichte der „Drei Siebe“ uns zu einer tieferen Wahrheit: wahre Weisheit liegt nicht nur im Wissen, sondern im Verstehen, wann und wie man dieses Wissen teilt.

Die drei Siebe sollten wir auch umgekehrt bei unserem Konsum anwenden:

Ist das was ich gerade konsumieren will wahr, gut oder notwendig?

Alles was wir hören wird von unserem Verstand prozessiert.
Sei es unbewusst, oder sogar bewusst.

Das gilt für Songtexte, selbst wenn wir uns nur berieseln lassen und nicht aktiv hinhören, wie auch für die Filme die wir schauen oder die Nachrichten die wir lesen.
Und je öfters wir Dinge hören, obgleich wir ihren Wahrheitsgehalt oftmals nicht zu verifizieren vermögen, desto stärker werden sie zu unserer Realität, werden das, was wir glauben.

Und wer einmal Achtsamkeit praktiziert hat und mal zum meditieren für einige Tage in einen Rückzug gegangen ist, der wird schnell bemerkt haben, wie viele der Dinge die wir konsumiert haben, egal ob bewusst oder unbewusst, unseren Verstand einige Zeit beschäftigt halten, sodass dieser wie ein wilder Affenstall wild umherspringt und nur schwer zur Ruhe kommt.


Bild von N_defender auf iStock

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